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Foto: © Zürcher Kantonalbank

Gemeinsam Neues zu gestalten, ist ein Privileg

Im Gespräch mit Florence Schnydrig Moser, der neuen Private Banking Chefin der Zürcher Kantonalbank, Zürich.

Sie sind seit dem 1. Mai neues Mitglied der Generaldirektion der Zürcher Kantonalbank. Wie hat sich das Ankommen gestaltet?

In vielerlei Hinsicht außergewöhnlich. Es zeugt von der Qualität der Bank, dass ich ganze vier Monate Zeit hatte, das Unternehmen kennenzulernen und viele Menschen zu treffen. Das ist ein absolutes Privileg, weil man Kultur am besten über konkrete Begegnungen erleben kann. 

Was war das Erfreulichste an diesem Prozess?

Zu sehen, dass die Menschen – Kundinnen und Kunden wie auch Mitarbeitende – im Vordergrund stehen. 

Wir sind es gewohnt, Projekte in zwei bis drei sätzen auf den Punkt zu bringen. Stichwort: Elevator Pitch. Wie würde ein solcher zu Ihrer Person aussehen, ohne eine Position, eine Funktion oder ein Unternehmen zu nennen?

Ich bin eine leidenschaftliche Person mit großer Neugier und viel Energie. Menschen zu begeistern, zu inspirieren und gemeinsam mit ihnen Neues zu gestalten, erachte ich als ein Privileg. 

Klingt spannend!

Ja, aber nicht unbedingt entspannend. 

Sie sind studierte Mathematikerin, Gymnasiallehrerin und zertifizierte Finanzanalystin. Und Sie bekleiden seit 2002 Toppositionen in der Finanzbranche. Wie zufällig war Ihr Einstieg in dieses Gebiet?

Vorherbestimmt war das nicht. Zunächst wollte ich Lehrerin werden, weil ich in der Schule das Gefühl hatte, dass die Mathematik von niemanden gemocht wird, und das wollte ich ändern. Nach dem Studium entschied ich mich aber dann doch für die Finanzindustrie, weil ich etwas machen wollte, das in Bewegung ist und nicht wie ein Schulstoff unverändert bleibt. Mich interessierten Sprachen, andere Menschen, andere Kulturen. Die internationale Ausrichtung der Branche tat ihr Übriges. 

Das Bild der Mathematik verändern, das Bild der Banken in der Gesellschaft verändern – gibt es da eine Brücke?

Na ja, mit 25 wollte ich sicher nicht die Bankenwelt verändern. Aber jetzt in dieser Position habe ich natürlich den Anspruch mitzugestalten, wie sich das Geschäft in den nächsten zehn Jahren weiterentwickelt. Es ist ja sehr viel in Bewegung – insbesondere was die Regulierung und den technologischen Wandel anbelangt. 

Sie wurden immer wieder als Credit-Suisse-Kaderfrau bezeichnet. Wie gehen Sie mit solchen militärischen Konnotationen um?

Ich achte eigentlich nicht darauf. Auch weil ich es gewohnt bin, als „Karrierefrau“, als „Topmanagerin“ oder „Bankerin“ mit diesen Schwingungen zu leben. Wichtig ist, dass wir uns unserer Verantwortung bewusst sind – gegenüber den Kundinnen und Kunden, der Gesellschaft, der Umwelt und der Wirtschaft. Das Gute, das wir tun, war und ist immer erklärungsbedürftig. 

Sie kennen die unterschiedlichsten Facetten des Bankgeschäfts: vom Private Banking, über das Anlagegeschäft bis hin zum Zahlungsverkehr. Jetzt haben Sie als Leiterin Private Banking Christoph Weber, den langjährigen Chef dieses Bereichs, abgelöst. Was macht den besonderen Reiz dieser Aufgabe aus?

Zum einen ist es die Bank selbst. Eine Bank, die es von der Eigentümerstruktur her ermöglicht, langfristig orientiert und nachhaltig zu arbeiten. Das hat mich gereizt – das Unternehmen, die Kultur, die Werte. Das andere ist die Rolle und Private Banking im Allgemeinen. Ein Bereich, in dem vieles im Umbruch ist – mit neuen globalen Konkurrenten, die in den letzten Jahren in den Markt eingetreten sind. Spannend sind aber auch die Interaktionen mit so vielen verschiedenen Menschen, Sprachen, Kulturen, mit denen wir es hier zu tun haben. Im Außen genauso wie im Innen. 

Der Systemtheoretiker Peter Kruse sagt: „Wenn Sie kreativ sein wollen, dann holen Sie sich Diversität in den Raum.“

Dem stimme ich zu. Das hat ja auch sehr viel mit der Unternehmenskultur der Zürcher Kantonalbank zu tun, dass man Diversität nicht als Störung ansieht, sondern als wertvollen Impuls. 

Sie haben die technologischen Herausforderungen ja bereits angedeutet, vor allem im Private Banking. Die österreichische Tochter, die Zürcher Kantonalbank Österreich AG, fokussiert auf Vermögensverwaltung. Man hat den Eindruck, dass dieser Bereich diesen Umwälzungen nicht so ausgesetzt ist.

In der Vermögensverwaltung ist es wichtig, die Bedürfnisse und Wünsche der Kundinnen und Kunden genau zu verstehen, weshalb der persönliche Kontakt, auf dem dieses Geschäft traditionell aufgebaut ist, weiterhin wichtig bleiben wird. Trotzdem sind die Schritte davor und die Technologien, die dazu eingebunden werden, sehr komplex. Die Herausforderung ist ja gerade die, dass Beratung für den Kunden und die Kundin einfach und persönlich ist – egal, wie viel Technologie im Spiel ist. 

Wie wichtig ist es für die Zürcher Kantonalbank technologisch ein „first mover“ zu sein?

Wir müssen nicht überall die Ersten, sondern bei dem, was wir tun, die Besten sein. 

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Foto: © Zürcher Kantonalbank

Sie sind jetzt die erste und einzige Frau in der Führungsriege der Zürcher Kantonalbank. Wie sehr ist das für Sie ein Thema bzw. wie sehr nehmen Sie sich als Frau unter Männern wahr?

Klar ist es mir wichtig, dass ich für andere Frauen eine Vorbildrolle einnehme. Grundsätzlich geht es jedoch vor allem darum, dass sich jede Person – egal, ob Mann oder Frau – mit ihrem einzigartigen Zugang und ihren Potenzialen ins Unternehmen einbringen kann. Wo wir diesbezüglich im gesellschaftlichen Diskurs stehen, zeigt der Umstand, dass ich in vielen Erstbegegnungen darauf angesprochen werde, wie ich es schaffe, Beruf und Familie in Einklang zu bringen. Eine Frage, die Männern kaum gestellt wird.

Die Idee, in Österreich eine Tochter der Zürcher Kantonalbank zu schaffen, war ja vor zehn Jahren nicht unumstritten. Wie sehen Sie die Entwicklung, die Christoph Weber angestoßen hat?

Der Anspruch, mit unserer Tochtergesellschaft in Österreich ein Fenster nach Europa zu haben, gilt nach wie vor. Der große Erfolg, den wir in diesem anspruchsvollen Markt haben, ist nicht zuletzt unserer starken Fokussierung auf das Kerngeschäft der Vermögensverwaltung zu verdanken. Gleichzeitig ermöglicht uns das Know-how, das wir durch unsere Experten vor Ort erhalten, in diesem Markt noch besser zu werden.

Während die Zürcher Kantonalbank in Österreich ihr 10-jähriges Jubiläum feiert, blickt das Mutterhaus auf eine 150-jährige Geschichte zurück. Wohin geht die Reise und welche Visionen haben Sie, wenn Sie auf das Private Banking schauen?

Unsere Welt verändert sich schneller als je zuvor und mit ihr die Bedürfnisse, Wünsche und Gewohnheiten der Menschen. Als „die nahe Bank“ werden wir unsere Kundinnen und Kunden auch in Zukunft mit unserer Expertise verantwortungsvoll und leidenschaftlich auf ihrem Lebensweg begleiten – sei es im persönlichen Gespräch oder auf den digitalen Kanälen. 

Was mich überrascht hat, war der Grad der gesellschaftlichen Verantwortung, wie sie bei der Zürcher Kantonalbank gelebt wird: dass sie dem Kanton große Teile des erwirtschafteten Gewinns überweist.

In der Tat hat die Zürcher Kantonalbank bereits bei ihrer Gründung im Jahr 1870 von ihrem Eigentümer, dem Kanton Zürich, einen klaren Auftrag erhalten: Nebst der Versorgung der Bevölkerung und Organisationen mit Bankdienstleistungen soll sie den Kanton bei der Lösung seiner Aufgaben in den Bereichen Wirtschaft, Umwelt und Gesellschaft unterstützen. Ich bin sehr stolz, für eine Bank mit dieser nachhaltigen Geschäftspolitik und Wertehaltung tätig zu sein.

Wenn Sie zurückdenken an das Mädchen, das Sie mit 17 waren: Was sagen Sie dem Mädchen von damals? Welchen Rat geben Sie ihm mit auf den Weg?

Ich würde ihr sagen: Sei selbstsicherer und mutiger – dann funktioniert vieles im Leben besser.

Das ist ein wunderbares Schlusswort. Danke für das Gespräch!

ZKBOE_Magazin_Plus_FlorenceSchnydrigMoserFlorence Schnydrig Moser auf die Frage nach ihren persönlichen Glücksmomenten

„Meine Kinder, die Familie, Zeit mit Freunden und Aktivitäten wie zum Beispiel Tiefschneefahren bei super Bedingungen. Es sind nicht immer die großen Momente, die das Glück ausmachen. Wenn ich in die Augen meiner Jungs blicke und ihre Freude sehe, dass ich da bin. Morgens ins Auto steigen und gute Musik hören. Im Garten sitzen und beobachten, wie die Abendsonne in den Bergen untergeht. Das sind Glücksmomente für mich.“

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